Vereinsgeschichte
Kleine Chronik der Spielgemeinschaft der Spielschar
der Kolpingsfamilie Breyell „De Wölese“
„Seit 1903, ist der Wöles schon dabei….“ So beginnt der Refrain des Wölese-Jubiläumsliedes von 1953, als der Verein sein 50 jähriges Bestehens feierte. Am 28. Februar 1898 wurde durch Kaplan Trappe der damalige „Kath. Gesellenverein“ – später Kolpingsfamilie – gegründet und dem Frohsinn kurz darauf einen gebührenden Rahmen eingeräumt. Der Kath. Gesellenverein trat offiziell am 22. Februar 1903 im Saale der Witwe Dammer mit einer „Humoristischen Abendveranstaltung“, die anschließend fester Bestandteil an den Karnevalstagen wurde, erstmals an die Öffentlichkeit. Seitdem konnte man in den Analen der Breyeller Kolpingsfamilie immer wieder von diesen „Karnevalistischen Abendveranstaltungen“ lesen, auch wenn in den Kriegszeiten, als viele Kolpingmitglieder zu den Kriegsdiensten eingezogen wurden, diese Veranstaltungen zum Erliegen kamen.
Schon früh durch Fortbildungskurse inspiriert, hat man sich auch im „Krämerlatein“, der früheren „Geheimsprache“ der Breyeller Kiependräger (Handelsleute) versucht. Hierbei fand man schließlich am Wort „Wöles“ (zu Deutsch „Junge, Knabe“) Gefallen und man nannte in der Folge die Karnevalsgruppe innerhalb der Kolpingsfamilie „Wölese“. Dieser Name sollte später ein Markenzeichen im Breyeller/Nettetaler Karneval werden.
Im Jahr 1946 fanden sich nach den Kriegsereignissen wieder junge und alte Kolpingsöhne zusammen, um im Sinne Adolph Kolpings weiter zu machen, denn der 4. Kernsatz Kolpings „Frohsinn und Scherz“ sollte wieder aufleben. So sammelte Spielleiter Willy Lienen zwölf weitere Kolpingsöhne um sich, die den Stamm der heutigen Wölese bildeten. Auch wenn es in der damaligen Zeit mehr als schwierig war, einen vernünftigen Saal bzw. entsprechende Kulissen zu bekommen – die 13 Wölese schafften es und hielten vier Karnevalistische Veranstaltungen vom 15. – 18. Februar 1947 im Saale „Zu den lustigen Gesellen“ des Herrn Willi Fischermanns ab. Ein Jahr später ließ sogar Fritz Fußangel das Wochentagsprogramm in seinem Kinosaal (heute Kreuels) ausfallen, damit de Wölese ihre Büttenabende mittwochs und donnerstags vor jeweils ca. 400 Personen vor Stuhlreihen (!) abhalten konnten.
Zum 50. Jubiläum im Jahre 1953 schafften die Wölese insgesamt 16 Narrenkappen nach einem Entwurf von Jupp Schmitz und Hermann Goertz an, die zum Preis von 16,50 DM je Stück von der Crefelder Fahnenfabrik angefertigt wurden. Auch die blau/gelben „Schleifchen“ wurden angeschafft und jeder Wölese, der diese Sachen selbst bezahlt hatte, musste sie der Kolpingsfamilie zur Verfügung stellen. Auf dem Jubiläumsfoto von 1953 sind zu sehen: Heinrich Zoers, Hermann Goertz, Jupp Schmitz, Hans Hoffmanns, Willi Roosen, Willy Schmitz, Willy Janssen, Franz Siemes, Josef Lienen, Hermann Lehnen, Ludwig Nisters, Willy Metten, Franz-Josef Hautzer, Herbert Fußangel, Willi Prümen.
„Allen wohl und niemand wehe“, so traten De Wölese in den folgenden Jahren immer wieder erfolgreich zu Karneval an die Öffentlichkeit. Dem im Jahre 1950 allzu früh verstorbenen Spielleiter Willy Lienen folgte Jupp Schmitz, danach Heinrich Zoers und hiernach der unvergessene Ludwig Nisters. Durch den Saalumbau des „Lito-Theaters“ stand der Kinosaal einige Jahre nicht zur Verfügung, es wurden „Kappenbälle“ am „Quellensee“ abgehalten. Im Jahr 1961 wurde der Saal von Fritz Fußangel verkauft, der neue Besitzer scheiterte mit anderen Plänen und im Januar 1963 wurde die Familie Kreuels neuer Besitzer. De Wölese starteten gleich mit einem gelungenen Altweiberball im alten, neuen Saal. In den nachfolgenden Jahren wurden immer wieder erfolgreiche Wölese -Sitzungen durchgeführt, viele Karnevalsvereine hatten hier schon lange ihr Vereinsleben eingestellt. Im Jahr 1970 schlossen sich die fünf selbständigen Städte und Gemeinde zur neuen Stadt Nettetal zusammen, die Karnevalsumzüge wurde wechselnd in Breyell, Lobberich und Kaldenkirchen abgehalten, es gründete sich das Karnevalskomitee von Breyell und Schaag.
Im Jahr 1978 feierten 28 Wölese ihr 75jähriges Bestehen. Nach Hans Hoffmanns, der jahrelang zahlreiche erfolgreiche Wölese-Lieder geschrieben und oft als Verantwortlicher acht von zehn Programmnummern geschrieben hatte, textete und schrieb nun Paul Veukens viele weitere erfolgreiche Wöles-Schlager, die 1984 auf der ersten Wöles-CD als „Lieder der Wölese“ erschienen. Viele Jahre agierte Hermann Lehnen als erfolgreichster Büttenredner auf der Wölesebühne, immer wieder traten aber auch neue, junge Wölese in seine Fußstapfen.
Leider konnte Sitzungspräsident Ludwig Nisters Karneval 1986 nur einmal seine neue Präsidentenkette bei einer Sitzung tragen, ehe er im Oktober verstarb. Sein bis heute im Amt gebliebener Nachfolger Paul Lienen versprach bei der 1987er Sitzung, „in seinem Sinne“ weiter zu machen.
Bei den Wölesen kommt das Vergnügen, aber auch das Verantwortungsbewusstsein nicht zu kurz. Jährlich wurden Fahrradausflüge und Jahresausflüge durchgeführt. Wenn nach den Veranstaltungen etwas „übrig“ war, wurde es karitativen oder wohltätigen Zwecke zugeführt. Besonders den Kindern, quasi als Nachwuchs, hat es den Wölesen angetan. So wurden Spenden überreicht an Schulen, Kindergärten, Kath. Kirche und in der Breyeller Fußgängerzone wurde eine Kinderwippe installiert. Weiter wurden die Palliativstation im Krankenhaus und das Viersener Kinderheim unterstützt.
Im Jahr 1995 fand ein Bruch zwischen dem Ehepaar Kreuels als Saalbetreiber und den Wölesen statt. Da es in Breyell keinen weiteren Saal gab, wurde der Gedanke an ein winterfestes Zelt vertieft und schließlich wurde zu Karneval 1996 erstmals eine beheizte Alu-Zelthalle vor dem Restaurant Quellensee aufgebaut. Zuvor wurde auf einer Gründungs-Versammlung im Oktober 1995 ein eigenständiger Verein innerhalb der Kolpingsfamilie beschlossen, der sich eine eigene Satzung gab und ins Vereinsregister beim AG Nettetal eingetragen wurde.
Auch bei den ersten Zelt-Sitzungen herrschte tolle Stimmung, alle Akteure gaben wie immer ihr Bestes. Bürgermeister Timmermanns erklärte die mit einer Lichterkette beleuchtete Zufahrtsstraße zum Zelt als Wölese-Allee- Fortan sollten bis zum Jahre 2012 hier an dieser Stelle alljährlich die Wölese – Karnevalsveranstaltungen stattfinden. Dies waren zwei bis drei Närrische Sitzungen, Altweiberball, Karnevalparty am Karnevalssamstag und Närrisches Treiben nach dem Tulpensonntagszug, an dem die Wölese jedes Jahr mit einem Komiteewagen teilnehmen. Einige Jahre fanden in der Zelthalle auch die Kindersitzungen der Nachbarschaft Ritzbruch statt und seit 2010 auch die inzwischen weithin bekannte Breyeller Oldie-Night. Auch der in den 1990er Jahren gegründete „Fanclub der Wölese“ hielt im Wöleszelt einige Rosenmontagsbälle ab. De Wölese, aber auch ihre Familienmitglieder sind seit Jahren gefordert, wenn es heißt, alles in Eigenregie zu leisten (Bühnenbau, Zeltdeko basteln und anbringen, Garderobe, Bedienung; Rosenmontag/Veilchendienstag das Zelt dann wieder ausräumen und alles verstauen).
1997 wurde Hermann Lehnen als erster Wöles in Kaldenkirchener Altenheim zum Ehrenmitglied ernannt, bevor ihm weitere folgten. Weitere erfolgreiche Jahresausflüge wurden unternommen. Man fuhr nach Berlin, nach Prag, an Rhein, Maas und Nahe, sah „Star Leo“ in Papenburg auslaufen und schaute sich im Mainzer Fernsehgarten das Programm an. Viele Stadtprinzenpaare machten mit ihren Vereinen den Wölesen bei den Sitzungen ihre Aufwartung und ließen sich anstecken vom Wöles-Programm. Neben den eigenen Vereinsakteuren war die Tanzgruppe TV-Ballett unter Anneliese Tissen dabei, als Nachfolger dann das Breyeller Showballett und bis heute die Showtanzgruppe Lollipop unter Monika Tissen.
Bereits im Jahr 2002 begannen de Wölese mit einem Fahrrad-Einlagerennen für Nettetaler Karnevalsvereine beim Radrennen „Rund um Weiher Kastell“ ihr rundes Jubiläum. Karneval 2003 feierten 40 Wölese mit Partnerinnen ein mehr als tolles 100jähriges Bestehen. Es wurde ein Festbankett und ein Fest- und Showabend vor jeweils vollbesetzter Zelthalle abgehalten. Neben einer Showband hatten de Wölese für beide Abende zahlreiche namhafte Künstler verpflichtet. Höhepunkt beim Festbankett war genau um Mitternacht das Jubiläums-Feuerwerk über dem Quellensee, das die Besucher aus dem Zelt heraus durch die vorher eingesetzten Glasscheiben erleben konnten. Alle Nettetaler Karnevals- und alle Breyeller Vereine nahmen hieran teil. Beim nachfolgenden Fest- und Showabend erlebten 550 Zuschauer eine Stimmung bis zum Abwinken mit Gaststar Ingrid Peters. Am nachfolgenden Sonntagmorgen gedachten de Wölese ihrer Verstorbenen in einer Messe in St. Lambertus und legten anschl. auf dem Breyeller Friedhof einen Kranz nieder.
Jährlich am Sonntag der Jahreshauptversammlung beginnt diese mit einer Messe zum Gedenken an ihre verstorbenen Mitglieder. Jedes Jahr begehen die Wölese auch am 11.11. die Eröffnung der neuen Karnevalssession mit einem gemeinsamen Auftakt und am 28.12. feiern sie mit ihren Partnerinnen ihr Namenstagsfest („Fest der unschuldigen Kinder“). Bisher sind aus den Reihen der Wölese auch mehrere Schützenkönige und Minister hervorgegangen und so wird es als selbstverständlich angesehen, dass sich die Vereine gegenseitig bei den Veranstaltungen besuchen. Aber auch beim Turmfest am Lambertiturm treten die Wölese mit ihren Wöleseliedern auf und waren schon live bei Auftritten des Regionalsenders „Welle Niederrhein“ dabei.
Einen traurigen „Höhepunkt“ erlebten die Wölese nach der Karnevalssamstagparty „Ramba Zamba“ im Wöleszelt im Jahr 2004, als mehrere „Fremde“ nach Veranstaltungsende um 03.00 Uhr beim Aufräumen das Zelt stürmten und insgesamt 12 Wölese derart verprügelt wurden, dass Uhren, Brillen, Hemden und Hosen stark beschädigt wurden und einige Wölese das Krankhaus zwecks Behandlung aufsuchen mussten. Nur wenige Verantwortliche konnten später strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Seit diesem Vorfall sorgen Sicherheitskräfte jedes Jahr für ruhige Veranstaltungsabende.
Als im Jahr 2012 das Restaurant Quellensee an einen neuen Investor abgegeben wurde, mussten sich die Wölese wieder neu orientieren und fanden in dem Unternehmen Ascotec aus Düsseldorf den Besitzer eines großen Brachgeländes in Breyell auf der Biether Str., dass er den Wölesen für die Karnevalsveranstaltungen zur Verfügung stellte. Auch Dank nachbarschaftlicher Unterstützung konnten die Wölese hier erstmalig 2013 ihre zahlreichen Veranstaltungen abhalten, die zum Teil wohl auf Grund der Verkehrslage noch besser besucht waren als am Quellensee: zwei ausverkaufte Närrische Sitzungen, eine „rappelvolle“ 4. Breyeller Oldie- Night, hervorragende Resonanz bei der ersten Kinder-Karnevalsparty, tolle Stimmung an Altweiber und bei der Karnevalsparty am Karnevalssamstag und zeitweise kein Zugang mehr beim Närrischen Treiben nach dem Breyeller Tulpensonntagszug. Obwohl diesmal der Zeitaufwand für die Wölesschar noch aufwendiger war als in den Jahren zuvor (da mehr Auflagen und Vorschriften beachtet werden musste), konnten sich die Wölese mit Angehörigen beim Ausklang am Rosenmontag zufrieden zurück lehnen, weil auch in einem schwierigen Jahr wieder einmal alles geklappt hatte.
Nach 2 Jahren Biether Straße war diese Zeit vorbei. Wir haben noch ein schönes 111-jähriges Jubiläum gefeiert und uns dann entschieden, wieder in den Saal Kreuels zurückzukehren.
De Wölese blicken voll Zuversicht weiter in die Zukunft, getreu dem 1949 gegebenem Motto: „Es gibt nichts Schöneres im Leben, als anderen Menschen Freude geben“ und hoffen noch viele Jahre mit Freunde des Karnevals singen zu können: „Doa komme se de Wölese…“